Datenauswertung: Animal Hoarding-Fälle nehmen weiterhin zu
Der Deutsche Tierschutzbund hat für das Jahr 2018 die im Vergleich zu den Vorjahren bisher höchste Anzahl von Fällen dokumentiert, in denen Privatpersonen Tiere auf krankhafte Art „sammelten“ und unter tierschutzwidrigen Bedingungen hielten. Insgesamt wurden dem Verband 59 solcher Animal Hoarding-Fälle bekannt. Auch die Zahl der gehorteten Tiere erreichte mit insgesamt 3.888 ihren Höchststand seit 2012. Von einer hohen Dunkelziffer ist auszugehen. Animal Hoarding ist mit großem Leid für die betroffenen Tiere und Menschen verbunden. Wenn viele verwahrloste und kranke Tiere auf einmal versorgt werden müssen, bedeutet dies zudem für Tierheime einen enormen personellen Einsatz, eine große psychische Belastung sowie finanzielle Kosten.
„Obwohl unsere Auswertung zeigt, wie relevant die Problematik hierzulande ist, ist das Phänomen Animal Hoarding leider bisher wenig bekannt“, sagt Dr. Moira Gerlach, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. „Die Bedingungen, denen die Tiere in solchen Fällen oft über lange Zeit ausgesetzt sind, sind nicht artgerecht und hygienisch meist absolut untragbar. Die Tiere pflanzen sich unkontrolliert fort und die überforderten Halter können ihnen weder eine richtige Ernährung noch eine hinreichende medizinische Versorgung bieten.“
Im ersten Jahr der Dokumentation der Fallzahlen, 2012, wertete der Deutsche Tierschutzbund 22 bekannt gewordene Animal Hoarding-Fälle mit 3.098 betroffenen Tieren aus. Seitdem waren bis heute mindestens 18.746 Tiere betroffen. Ob die tendenziell steigende Anzahl auf eine tatsächliche Zunahme von Animal Hoarding zurückzuführen ist, bleibt aber unklar. Ebenso könnte ein verbesserter Vollzug, eine häufigere Berichterstattung in den Medien oder eine stärkere Sensibilisierung der Öffentlichkeit und damit eine vermehrte Meldung von Verdachtsfällen bei Polizei und Veterinärbehörden Ursache für den Anstieg sein.
Tierheime helfen. Helft Tierheimen!
Jedes dem Deutschen Tierschutzbund angeschlossene Tierheim muss im Jahr durchschnittlich fünf Mal Tiere aus Animal Hoarding-Fällen aufnehmen. Sind viele Tiere betroffen, bewegen sich die Kosten schnell im fünfstelligen Bereich. Die Kommunen erstatten den Tierheimen die entstandenen Kosten häufig nur unzureichend. Mit der Kampagne „Tierheime helfen. Helft Tierheimen!“ macht der Dachverband auf das Problem aufmerksam. „Tierheime helfen, aber gerade in solchen Notfällen sind sie selbst auf Hilfe angewiesen“, sagt Caterina Mülhausen, Leitung Campaigning beim Deutschen Tierschutzbund. „Die Behörden beschlagnahmen die Tiere, aber es sind die Tierheimmitarbeiter, die diese aufnehmen und tierärztlich versorgen.“ Als Dachverband fordert der Deutsche Tierschutzbund daher von den Behörden schnelle und kostendeckende finanzielle Unterstützung für die Tierheime.
Bildmaterial-Copyright/Quelle: Deutscher Tierschutzbund e.V.