Süße Ware, schneller Tod

Bundesweite Kampagne gegen den illegalen Welpenhandel startet

Seit Beginn der Coronapandemie nehmen der illegale Welpenhandel und das Welpensterben dramatische Ausmaße an. Jetzt schlagen deutsche Tierschutzvereine und Tierheime gemeinsam Alarm! Mehr als 60 Tierschutzpartner kämpfen als Teil der neuen bundesweiten Tierschutzkampagne „Süße Ware, schneller Tod: Welpenhandel stoppen!“, initiiert vom Hamburger Tierschutzvereins von 1841 e. V. (HTV), gegen die Welpenmafia.

Bundesweit geraten Tierschutzkolleg*innen an ihre finanziellen, kapazitiven und emotionalen Grenzen – nun setzen sich die im Deutschen Tierschutzbund organsierten Vereine und Landestierschutzverbände mit weiteren Tierschutzpartnern zur Wehr. Auf Initiative des HTV wurde die Kampagne „Süße Ware, schneller Tod: Welpenhandel stoppen!“ ins Leben gerufen. Das Ziel: die Bevölkerung für das Leid der Welpen und ihrer Eltern sensibilisieren. Den Welpen droht oft der Tod und neuen Halter*innen horrende Tierarztkosten, die sich bis zur Genesung auf einen vierstelligen Betrag belaufen können. „Solange Menschen für Online-Welpen Geld bezahlen, geht der Handel weiter. Dagegen müssen wir dringend etwas tun. Gemeinsam setzen wir alles daran, dieses Geschäft weiter zu erschweren. Das gelingt in erster Linie, indem die Nachfrage ausbleibt“, erläutert Janet Bernhardt, 1. Vorsitzende des HTV. Unterstützung kommt dabei vom Deutschen Tierschutzbund. Präsident Thomas Schröder betont: „Unsere Tierschutzvereine und Tierheime bekommen das Ausmaß und das Leid des illegalen Welpenhandels an vorderster Front zu spüren – ein Zustand, der nicht länger hinnehmbar ist und gegen den wir uns insbesondere mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl am 26. September verstärkt einsetzen.“ An der Kampagne nehmen bundesweit mehr als 60 Tierschutzpartner teil.

Aufklärung über alle Kanäle – #welpenhandelstoppen

Im Rahmen von „Süße Ware, schneller Tod: Welpenhandel stoppen!“ machen die Partner mit Plakaten, Flyern und Bannern sowie via Social Media auf das illegale Geschäft aufmerksam. „Bin ich nicht süß? Mein Name ist Yuri und ich bin tot.“ heißt es auf einem der Plakate, die potenzielle Käufer*innen wachrütteln sollen. Das Bild zeigt einen Welpen am Tropf. Der kleine Yuri starb im Alter von nur sechs Wochen als Opfer der Welpenmafia im Tierheim Henstedt-Ulzburg. Dieses Schicksal ereilt viele illegal gehandelte Welpen vor oder noch nach dem Kauf. „Trotz der intensiven Aufklärungsarbeit des HTV werden wir im Norden ebenso wenig Herr der Lage wie bundesweit unsere Tierschutzkolleg*innen. Die große Resonanz zeigt uns, wie dringend notwendig jetzt ein deutschlandweiter Schulterschluss ist“, erläutert Theresa Gessert, HTV-Mitarbeiterin und Mitorganisatorin der Kampagne. HTV-Tierschutzberaterin Nicole Hartmann, ebenfalls Mitorganisatorin, ergänzt: „Jede Woche erreichen uns Hilferufe von Menschen, die zu junge und todkranke Welpen gekauft haben oder auf unseriöse Annoncen gestoßen sind. Das Leid der Tiere und die Ohnmacht, die mit der Welpenflut und dem leider nicht selten mangelnden behördlichen Einschreiten einhergeht, müssen aufhören.“ Die Online-Aktionen der Kampagne laufen unter #welpenhandelstoppen. Weitere Informationen finden Sie unter: www.hamburger-tierschutzverein.de/welpenhandel.

Bundesweite Mahnwache am 29. Mai

Der Kampagnenauftakt wird von bundesweiten Mahnwachen flankiert, die gemeinsam am 29. Mai 2021 von 13 bis 15 Uhr stattfinden und von den teilnehmenden Tierschutzpartnern eigenständig und unter Berücksichtigung der örtlich geltenden Corona-Schutzmaßnahmen umgesetzt werden. In Hamburg findet die Mahnwache am Stadtpark (Stadtpark-Ost, Südring / Ecke Stadthallenbrücke) mit einer Menschenkette statt.

Deutschland ist größter Welpenmarkt

Der Online-Handel mit Welpen aus dem mehrheitlich osteuropäischen Ausland, wo sie von ihren Hundemüttern im Akkord „produziert“ werden müssen und unter widrigsten Umständen hausen, boomt. Deutschland ist der attraktivste Markt für den Import der Hundekinder, wie aus einer aktuellen Auswertung des Deutschen Tierschutzbundes hervorgeht. Dieser berichtet: 2020 waren mehr als 1.000 Hunde* von illegalem Handel betroffen. Schon 2020 hatte sich die Zahl der betroffenen Hunde im Vergleich zu 2019 fast verdreifacht. Viele gehandelte Welpen waren zu jung, um von ihrer Mutter getrennt zu sein und nach Deutschland eingeführt zu werden – manche vier Wochen alt. Viele waren unterernährt, dehydriert, litten an Durchfall und Fieber oder gar an der häufig tödlich verlaufenden Parvovirose. Allein der HTV nahm 2020 fast 100 Welpen auf. Seit 2021 sind es bereits 22 Hunde mit Verdacht auf illegalen Welpenhandel (22.03.2021).

*Die Zahlen entsprechen den Fällen, die dem Deutschen Tierschutzbund bekannt geworden sind. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen.

Quelle/Bildmaterial-Copyright: Deutscher Tierschutzbund e.V.