Kein Osterglück für Langohren
Die Erzählung vom Osterhasen, der Kindern die Nester füllt und für Hoffnung, Neubeginn und Leben steht, hat mit der Realität nichts gemein: Millionen Mastkaninchen leiden und sterben in nicht artgerechter Bodenhaltung jedes Jahr für traditionelle Osteressen. Gleichzeitig ist der Bestand frei lebender Feldhasen und Wildkaninchen in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen. Der Deutsche Tierschutzbund ruft zu Ostern zum Umdenken auf.
„Etwa 30 Millionen Kaninchen werden hierzulande pro Jahr gegessen; zu Ostern ist die Nachfrage besonders groß“, sagt Kathrin Zvonek, Fachreferentin beim Deutschen Tierschutzbund. Das zeige, wie entfremdet die vermeintliche Liebe der Menschen zum Langohr an Ostern sei. „Wir sollten aufhören, uns mit romantischen Geschichten etwas vorzumachen und den Tatsachen – dem versteckten Leid der Tiere – ins Auge sehen. Warum das Osterfest nicht mal ohne tierische Gerichte tatsächlich als Fest des Lebens feiern?“
Tierschutzwidrige gewerbliche Kaninchenmast
Obwohl 2014 Zusatzbestimmungen für die Kaninchenhaltung in der Verordnung zum Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere in Kraft traten, werden Kaninchen zur Mast in nach wie vor nicht tiergerechten Bodenhaltungssystemen in schlecht belüfteten Hallen gehalten. Die Gruppengrößen von 50 bis 60 Tieren bedeuten enormen Stress. Durch Rangkämpfe kommt es zu Verletzungen. Wegen der Ansammlung von Ammoniak durch den Urin der Tiere leiden viele unter Augenentzündungen. Der unnatürliche Plastikboden und die fehlende Einstreu führen zudem zu schmerzhaften Pfotenverletzungen; die falsche Ernährung mit Trockenfutter anstatt Heu als Grundfutter zu starken Verdauungsproblemen. Die Tortur dauert drei bis vier Monate – viele Tiere verenden allerdings bereits, bevor sie ihr Schlachtgewicht erreichen, oder müssen vorzeitig getötet werden.
Wildlebende Arten bedroht
Auch wildlebenden Langohren geht es nicht gut: der Feldhase gilt bundesweit als gefährdet. Die intensiv betriebene Landwirtschaft und der massenhafte Einsatz von Düngern und Pestiziden lassen die Population zwangsläufig schrumpfen. Hinzu kommt die zerstückelte und eng bebaute Landschaft, in der sich Feldhasen weder zurückziehen noch ausreichend Nahrung finden können. Und obwohl ihr Bestand bedroht ist, wird eine große Anzahl der Tiere Jahr für Jahr bei der Jagd getötet. Viele eigentlich scheue Wildkaninchen siedeln sich daher auf Grünflächen in den Städten an - eine Alternative kann diese Entwicklung jedoch nicht darstellen. Langfristig ist ein nachhaltiger Schutz nur mit einer wildtierfreundlichen Agrarpolitik zu erreichen.
Quelle/Bildmaterial-Copyright: Deutscher Tierschutzbund e.V.